Kapitel 2: Hugs for the unknown


Umarmungen für Unbekannte

Ein kleines Chaos zwischen dem menschlichen Idiotismus. Wir fügen uns in einer kreisförmigen Position zusammen, umarmen uns und atmen tief durch - der widerliche Gestank von Neid steigt einem in die Nase. Der ganze Hass der Großstadtaffen legt sich wie eine Staubwolke über die Köpfe der Neulinge- diese Naivlinge. Wir lernen Hass zu lieben. Den Hass, den Dreck – der eigene Wille geht durch Manipulation zugrunde. Verhasst schlüpft das hässliche Ei der Verzweiflung, fließt zu einer großen, klebrigen, schleimigen Masse zusammen und verstopft die Poren der Vernunft und stoppt die Zufuhr an Mut in unseren Adern.

 

Die Augen weit aufgerissen; es ist gerade erst 5:00 Uhr morgens – kein Schlaf, der Kopf dröhnt, die letzte Portion frisch gepuderten Häufchens Elend, das durch meine Nase kroch, ist in Vergessenheit geraten. Meine Gedanken lassen sich nicht richtig einordnen, ich sortiere den Tag in Bildern, fahre die kleine Enzyklopädie meines Lebens hoch.

Stehe vom Bett auf und schwebe ins Bad. Der Spiegel über dem Waschbecken offenbart das Alter der Person, die sich schon lange nicht mehr sehen kann. Man räuspert sich normalerweise, wenn man eine Rede hält und nicht um sich selber in die Flucht zu jagen. Vor kurzem sah ich eigentlich noch ganz gesund aus. Ich habe nur etwas abgenommen.

Morgendlicher Dünnschiss für die Nerven – NACHRICHTEN: Krieg, Tote, Vergewaltigung, Mord, Sucht, Unfall – „…er stach 27 mal auf seine 25 Jährige Ehefrau ein… Ehrenmord“. Informationen die einem den Tag versüßen – negativ. Der Pessimist der Stunde wurde so eben geboren. Man hört lange auf zu atmen bevor einem der erste Abgasgeruch in die Nase steigt. Die Genugtuung der Selbstaufgabe – verkaufe dich. Arbeit. Erfülle dir jeden Wunsch. Mit jedem Tropfen Schweiß auf deinem Gesicht sorgst du für etwas Bewegung in der Natur des Menschen.

Break (Pause). Ziellose Gestalten- verirren sich auf der Straße und bilden einen unübersichtlichen Hühnerhaufen, der sich von 100erten von Straßenecken ankräht.

 

Sie standen nicht weit weg als sich zwei Männer über drei Blocks unterhielten. Mit dem Handy am Ohr bewaffnet, spekulierten sie über das Falschparken in der Fußgängerzone, ohne sich auch nur näher zu kommen. Sie schrieen sich über dieses Gerät an. Obwohl der andere nur 50 m weiter weg stand. Zunehmende Distanzierung erfolgt durch zunehmende Offenbarung der eigenen Persönlichkeit. Präsentieren Sie ihr Leben auf einem kleinen McDonalds (zum hier essen) Tablett Vergessen sie nicht es nach dem Essen auch wieder aufzuräumen, sie möchten doch nicht etwa das jemand anderes Ihr Leben zurecht rückt?! 

 

 

Mit einem Presslufthammer hämmern sie dir Zivilcourage ins Gesicht. Die Gedanken an Glückseligkeit verblassen allmählich im Alltagstrott der Moderne. Wir suchen Zuflucht in einem bröckeligen Haufen Elend. Ziehen uns wie durch eine Leine am Gewissen angebunden durch das störrische Leben. Setzen wir uns nur einen Augenblick hin, blicken auf das was wir erschaffen haben, stellen wir fest das, dass was wir sehen keine Bedeutung hat. Viele Vorbilder unserer Väter hatten ein Ziel. Auch die Zeit des Auffuhrs und der Rebellion hatte ihre Helden. Wo sind sie hin? Wo ist das kleine aber feine Stück Glück und Vertrauen? Weggesperrt. In die enge gedrängte Massen schlagen sich mental die Fresse ein. Jeder der Recht bekommen will, soll Recht haben. Box dem anderen einfach mal deine Meinung in den Magen und er würgt diese runter wie Kaugummi.  

 

Entlang einer Gasse treffe ich eine kleine lausige Gestalt. Es ist ein alter Bekannter aus der Schulzeit. Wie ein durchlöchertes Sieb und eine zugepinselte Wand baut er sich vor mir auf und versucht mir mit seinem nach Matjes riechenden Atem etwas von seinem belanglosen Hartz4 -Dasein zu berichten. Seine roten Augen bohren sich in meine, versuchen mir ein Stück Begeisterung für seine Existenz rauszuquetschen. Aufgeregtes auf und ab. Seine Hände bewegen sich im Takt seines Wortflusses. Gerede von der Niederlage, der Ex-Frau, Knastgeheule und ein neues Auto – Klasse und als nächstes vielleicht noch ein oder zwei Details über seinen spärlichen Stuhlgang am Morgen? Es ist doch erbärmlich wie schwer es ist jemanden zuzuhören der einem Scheiße in die Ohren sülzt.

Nach einem verzweifelten Versuch mich rauszureden um endlich vom Fleck zu kommen. Zieht er mich wieder zu seinen naiven Worten zurück.

„Und ich sag es dir, es ist übelst geil so. Du musst nicht arbeiten und bekommst ´ne Wohnung und einiges an Kohle rein.“

Sind wir wirklich schon so weit, dass uns Arbeit in den Wahnsinn treibt? So, dass wir froh sind über ein Staatsschmarotzer-Leben? Hat das einen bestimmten Sinn?

Möge der Tag kommen an dem wir alle endlich zueinander finden und uns fragen: Habe ich meinem Land irgendetwas zurückgegeben wofür es mir dankbar sein muss?  

Einige der Menschen, die es nötig hätten Unterstützt zu werden bekommen vom Staat nichts, nicht mal eine freie Fahrt in die Hölle um ihren Seelenfrieden zu finden. Jeder ist mit seinem Scheiß beschäftigt, so dass kein Platz für andere da ist. Besetze doch mal drei Sofaplätze mit deinem fetten Arsch. Verpöne alles was sich nur in deine Nähe wagt – Wirrwarr. Keine Sorge. Es gibt immer Karten für die billigen Plätze. Die Aussicht ist nicht die beste und der Boden klebt ein bisschen, aber es lässt sich aushalten.

 

Niemand würde sich auch nur einen kleinen Grad gegen den Wind drehen, wenn er es nicht für besonders nötig hält. Denn sollte man auch einmal eine andere Richtung einschlagen, so kommt man sowieso nicht richtig an.

 

Eines Nachts klingelt das Telefon…

„Was?“

„Es ist 2:00h“

„Guten Morgen?!“

„Keineswegs – Du sollst arbeiten!“

„WAS?“

„Ja, genau jetzt! Zieh dich an! Bewege deinen stinkenden Kadaver aus dem Hotelzimmer und versuche ja nicht auf den Gedanken zu kommen, auch nur eine Sekunde drüber nachzudenken. Steh auf! Und fahr los“

„Es ist 2:00h!“

„Inzwischen auch schon 5 min nach 2:00, beweg dich, der Zuhälter deines Lebens wartet nicht länger auf dich – Geld“