Kapitel 3: LOVE LETTERS – JUST GO&FUCK YOURSELF

Liebes Briefe - Geh einfach und Fick dich selbst

 

Fernseher rauschen – Nachts um 3:00h. Das letzte Tröpfchen Verstand hatte ich schon längst weggesoffen. Die dumme Glotze vergaß ich nachts auszuschalten, so dass mich dieses Scheißteil am nächsten Morgen aus dem Schlaf riss. Ich schluckte – Geschmack: Zigaretten-Schnaps und massig Bier – Lecker. Aufstehen – Gehen – schwankenden Schrittes bewegte ich meinen aufgeschwemmten nackten Kadaver ins Bad.

–Willkommen Zuhause – Halt. Der Alkohol ließ nach und meine Gedanken ordneten sich langsam wieder. Zurück zum Bett. Nein, ich bin nicht Zuhause.

Zuhause: Wer wohnt nicht fern von seinen Gedanken in einer Welt voll toleranter Widersacher? Keiner spricht es direkt aus. Jeder sagt es dir durch die Blume, damit es nicht allzu sehr schmerzt. Fleischwunden triefen blutüberströmt zu einem ganzen Fluss. Er weist einem die Richtung, in die wir später alle gehen werden. Wir verlagern unser Gewicht, um den nächsten Schritt zu machen. Verlagere doch einmal deine Gedanken, um dem Sinn näher zu kommen.

Ein dürrer, blonder Wichser lag in dem Bett - das gleiche Arschloch wie jeden Tag. Die Frage war nur: Wieso lässt man sich jedes Mal auf so ein Level runter bringen und teilt sich das Bett mit einem hirnlosen Großstadtgorilla? Abgesehen davon ging mir das elendige Gesülze auf den Sack. Die mindere Wertschätzung seines Lebens war zurück zuführen auf einen sozialen Hochfürsten und einen Intelligenzquotienten eines Eimers. Zeitverschwendung – alles nur Nebensächlichkeiten. Ich nannte ihn meinen Hund. So etwas wie ein Haustier für einsame Stunden, mehr erwartete ich nicht von ihm.

Jeder möchte eines Tages aufwachen, sich vor den Spiegel stellen, sich aufbauen, um sagen zu können:“Ich lebe für mich. Just go with it.“ Nein wir räkeln und wenden uns vor dieser Glasplatte und schmücken unseren Körper mit dekorativem Mist. Blickt man in unsere Seelen, so sind diese wie verkrüppelte und verstümmelte Embryos in uns gefangen. Nie werden diese ans Tageslicht kommen.  

9 Uhr, viel zu früh für eine Zigarette - Winter. Sentimentale Dummheiten geraten einem in den Gedankengang, verbreiten sich wie Ungeziefer in unseren Synapsen. Eine eindeutige Erklärung für diesen Müll zu finden war eine andere Aufgabe. Im Zweifelsfall sollte man einfach damit aufhören sich über sein Leben Gedanken zu machen – manchen würde das echt nicht schaden. Schon wieder ein dummer Gedanke. Fuck it. Hirn versoffen – negativ.Das stampft mich weiter in den Tag. Drei Wochen lüge ich vor in die Arbeit zu gehen. Dabei flüchte ich vor mir selbst. Der Nebeneffekt allen etwas vorzulügen – man lebt in seiner Fantasie. Diese gibt den heiß begehrten Takt vor. So lernte ich zu leiden wie ein Schwein bei der Schlachtung, nur besser. Jeden Tag der gleiche Scheiß – Tagträume verirren sich weiter weg als alles Andere. Sie zweifeln an sich den Kampf zu gewinnen bei dem Versuch der Gesellschaft zu entfliehen.

Mein Lieber Chef sprang mir mindestens  sechs mal am Tag an die Gurgel und versprühte immer einen kleinen aggressiven Unterton.

 

-         Können Sie etwa nicht lesen? Sie haben doch keine Ahnung was sie da tun, oder?

-         Hmm…

-         Wissen Sie eigentlich wie Spät es ist? Zeit zum Aufwachen! Sie träumen schon wieder.

-         Ja…

-         Sie können gar nichts! Aus ihnen wird so nie etwas! Sie geben sich dabei gar keine Mühe! Zu was sind sie zu gebrauchen? So werden sie nie weiterkommen. Sie sind viel zu egoistisch. Sie sollten Ihr Temperament etwas zügeln, sonst kostet dies Ihren Job.

-         Klar (Leck mich, du notgeiles Arschloch, verschwinde in deinem Büro und halt doch einfach mal deine dumme Fresse. Wieso kannst du nicht einmal etwas sinnvolles und produktives von dir geben. Du kapitalistische Fascho-Brut).

 

Punkt 18 Uhr – Rennen – Bus – Bahn – Ziel = Zuhause. Hast du schon mal versucht deinem Freund zu glauben, dass er dich liebt, während man mit der Schlampe redet die er vor paar Wochen gefickt hat und sie dir am Telefon vorheult wie Leid ihr das tut, dass sie es ja nicht gewusst hat und dass das Schwein wieder einmal gelogen hat. Konstruktives Denken = Gehen. Geld ade, Konsum macht dich Arm und Smaltalk killt dich. Toller Tagesabschluss. Wunderbare Aussichten auf den nächsten Tag. Schlaflosigkeit. Vom eigenen Hund betrogen und von allen negativen Gedanken verlassen lag ich wie ein winselndes Kind in meinem Bett und dachte über die angeblich schöne Zeit mit einem dicken Penis nach. Penis? Sex – Jaah. Schade drum. Fuck drauf. Zur nächsten Station.

L I E B E  = Legal, intakt, einschlagend banales Elend. Man dachte, man würde, doch man tat es nicht. Man bildet sich so oft ein, dass man jemanden abgöttisch begehrt. ABER: Wozu der ganze Scheiß. Wenn man anfängt sich selbst aufzugeben, seine Zeit verschwendet und merkt, dass man mit dem Typ Mensch auf Dauer nur mit Antidepressiva-Dauerlollis überlebt. Man könnte es auch einfacher händeln – 3 Bier und ne Bumber Maß. Dazu 6 mit Kraut. Was für eine Wohltat für die Wampe.

Sobald man jemandem die Hose auszieht - behauptet man zumindest - ist dieser machtlos. Nackt müssten wir uns gegenübersitzen, um uns gegenseitig nicht belügen zu können.

–        Ich habe den Größten!

–        Das will ich erst sehen.

Man muss die Menschen auf sich wirken lassen wie ein Bild. Wenn einem doch etwas an dem Kunstwerk nicht gefällt, muss man dieses nicht unbedingt weiter betrachten und kann weiter zum nächsten Bild. Doch nein, wir versuchen uns mit dem Bild, das uns vor Augen geführt wird, zufrieden zu sein. Wir versuchen in dem Bild noch andere hässliche Details zu finden, die uns stören könnten und gleichzeitig wiederum faszinieren. Erbärmlich dieser Zustand – minderwertige Menschenkenntnis.